Auf zum Wildcampen denken wir uns. Und kommen genau nur ins nächste Dorf (Merzuga). Dann braucht es die Sandbleche schon wieder. Wir haben uns im Sand festgefahren. Zwei junge Männer stehen uns mit Rat und Tat zu Seite. Sie organisieren Schaufeln und buddeln uns frei. Ein paar Meter weiter bleiben wir dann auch für zwei Nächte stehen. Der Untergrund ist sicher. Wir können sogar die Fahrräder der zwei ausleihen und fahren damit ins Dorf. Sie haben weder Gänge noch Bremsen – „desert bikes“. So rollen wir langsam dahin – schnell genug um nicht hinzufallen, aber immer noch so langsam, dass uns Kinder auf allen Seiten überholen.
Wir versuchen abzuheben
Das erste, was man vom Bus aus sieht, ist die grosse Düne. Sie lädt ein, sie besser kennenzulernen. Das nehmen wir an. Mit den Gleitschirmen auf dem Rücken und ohne Schuhe an den Füssen laufen wir ihr entgegen. Der Wind blässt stark, doch aus der richtigen Richtung. In all dem orangen Sand findet sich immer wieder Natur. ganze Bäume erheben sich unerwartet hinter den Dünen, Kamele laufen am Horizont vorbei, Gras und Blätter kämpfen sich aus dem Boden.
Im Sand zu laufen ist so viel schwieriger, als wir dachten. Immer wieder einmal brauchen wir alle Viere. Immer wieder einmal fällt wer hin (OK, OK, es ist meistens Bianca). Immer wieder ist es aber auch mit wahnsinnig viel Lachen verbunden. Weil die Situation so unreal scheint. Alleine in der Wüste, mit den Gleitschirmen. Während wir doch vor einem Monat noch nicht einmal Europa verlassen hatten. Während wir uns vor einem Jahr noch kaum kannten. Während wir unsere Lizenz zum Fliegen erst seit 5 Monaten haben. Und dennoch sind wir hier. Lachend im Sand.
Auf der Düne heisst es „Parawaiting“. Der Wind ist doch viel zu stark. Wir brechen ab. Die Enttäuschung bricht etwas durch, aber es legt sich recht schnell auf dem Weg zurück. Die Aussicht ist einfach viel zu eindrücklich, um hier traurig zu bleiben.
Auf der anderen Seite, tief am Boden
Wir haben gehört, dass man um die Wüste fahren kann. Das wollen wir versuchen. Es wird bald Offroad, aber die Wege sind trocken. Nach den Ruinen eines vor langer Zeit verlassenen Dorfes fahren wir unerwarteter Weise durch eine Nomadensiedlung. Eine Berberfamilie lädt uns auf Tee ein. Jeder einzelne Mensch, den wir hier treffen begrüsst uns mit „Bonjour, Ca-va?“. Aber das wars dann auch. Mehr Französisch finden wir hier nicht. Leider sprechen wir kein Berber. Trotzdem ist es witzig und der Tee lecker. Mit Händen und lachend lässt es sich immer irgendwie kommunizieren. Im Sonnenuntergang finden wir dann einen Platz für die Nacht, die Dünen vor uns und keinerlei Lichtverschmutzung um uns. Die Sterne scheinen durch das Dachfenster. Ruhe…
Nach einer entspannten Yoga und Hangsession am Morgen kam dann das böse Erwachen. Wir stecken fest. Schon wieder. Der Boden sah hier leider nur fest aus, ist aber tatsächlich einfach nur Sand. Etwa 1 Meter kommen wir weiter, dann graben wir uns nur noch in den Boden ein. Mit jedem Versuch wird es schlimmer. Irgendwann steht die Stossstange am Boden. Shit. Was jetzt?
Alle Tricks werden angewendet
Natürlich schaufeln wir, und schaufeln, und schaufeln, aber es hilft nichts. Der erste Jeep dem wir zuwinken bleibt stehen. Mohammed steigt aus und hilft uns direkt. Zuerst versuchen wir es mit unserem Abschleppseil. Na gut, eigentlich ist es ein Spannset. Aber es sieht stabil aus. War es nicht. Es reisst direkt.
Dann versuchen wir es weiter mit schaufeln, Wagenheber, noch mehr schaufeln, Steinen, den Sandblechen… Irgendwann stehen zwei Berberjungs da, schieben uns an. Wieder nichts. Sie organisieren ein besseres Abschleppseil und endlich, ENDLICH sind wir frei. Eigentlich haben wir mit einem Abschleppdienst gerechnet. Doch Mohammed zieht uns bis zu sicherem Boden. Was er dafür von uns annimmt? Nichts. (Ausser ein Schöggeli). Er ist von Kopf bis Fuss voller Sand und lag sicher eine Stunde wegen uns am Boden. Aus purer Freundlichkeit. Danke noch einmal dafür, wir werden es dir nie vergessen!
Erschöpft fahren wir zurück auf den Campingplatz. Dort treffen wir andere Vanlifer, die mit uns schon auf der Fähre waren. Sie kochen gerade Tajine und laden uns dazu ein. Dankbar nehmen wir an und bereiten uns langsam auf den Abschied von all dem Sand vor.